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Was bedeutet Pietät?

Unter Pietät verstehen wir das ganze Handeln und Verhalten in der Umgebung des Verstorbenen, der Umgang mit dem Verstorbenen selbst, seinem Nachwirken auf dieser Welt und den Umgang mit den Angehörigen. Die Ehrfurcht, die der Duden nennt, ist historisch betrachtet auch eine allgemeine Pflicht der Gemeindemitglieder, gegenüber dem Ausgeschiedenen aus der Gemeinschaft. Heutzutage ist unter Pietät auch zu verstehen, dass man sich an einem Mindestmaß der Totenfürsorge orientiert und nicht die wichtigsten Regeln der Totenfürsorge außer Acht lässt – so wie es einige „Discountbestatter, die vornehmlich im Internet ihre Dienste anbieten, tun. Regeln der Pietät und des Anstandes werden rücksichtslos gebrochen. Das Beerdiungsinstitut Otto Musfeldt steht in allen Dimensionen und Belangen für einen pietätvollen Umgang mit den Betroffenen eines Sterbefalles.

Viele Bestattungshäuser, insbesondere im Süden von Deutschland setzen das Wort Pietät als quasi „Amtsbezeichnung“, Berufsbezeichnung ein. Nach diesem Vorsatz kommt dann der Firmenname. Wichtig ist allerdings, wie immer im Leben, das Leben und die Haltung in Bezug auf den Umgang mit dem Tod und den Angehörigen und nicht nur der Name.

Hier eine Antwort, zitiert aus dem Buch von Frau Prof. Assmann „Erinnerungsräume“

„Das kulturelle Gedächtnis hat eine anthropologischen Kern im Totengedächtnis. Damit ist die Verpflichtung der Angehörigen gemeint, die Namen der Toten im Gedächtnis zu behalten und ggf der Nachwelt zu erhalten. Das Totengedächtnis hat eine religiöse und eine rein weltliche Dimension, die sich als „Pietas“ und „Fama“ einander gegenüberstellen lassen. Pietät meint die Pflicht der Nachkommen das ehrende Gedenken der Verstorbenen aufrecht zu erhalten. Pietät können immer nur die noch Lebenden aufrecht erhalten.“

Der deutsche Duden schreibt: „(gehoben) (besonders in Bezug auf die Gefühle, die religiösen Wertvorstellungen anderer) ehrfürchtiger Respekt, taktvolle Rücksichtnahme


 

Hier eine schöne Definition von einem Pietätsportal, dass sich „kleine Inseln“ nennt: Der link ist hier hinterlegt

Pietät – was ist das eigentlich?

Aus dem Lateinischen kommend bedeutet es Respekt, auch Ehrfurcht. In der Antike stand es für pflichtbewusstes Verhalten Menschen und Göttern gegenüber, für Demut. Oft und doch nicht immer steht Pietät heute für Respekt und Ehrfurcht den Toten gegenüber. Brauchen die Toten Respekt? Brauchen sie Ehrfurcht?
In der Philosophie steht Pietät für Frömmigkeit, für ehrfürchtige Scheu und auch liebevolle Pflege. Im Konfuzianismus bezeichnet die kindliche Pietät (xiao) die Liebe der Kinder zu ihren Eltern, ihren Ahnen, äußert sich in der Hochhaltung des Ererbten, der Riten, der Musik und der literarischen Bildung und erstreckt sich über den Tod hinaus – manchmal bis hin zur Unterwürfigkeit. Meyers Konversationslexikon schreibt zu Pietät: die, Achtung; im engeren Sinn die taktvolle Rücksichtnahme gegenüber Angehörigen von Verstorbenen. Das trifft es vielleicht eher und doch nicht ganz.

Eine neue Definition von Pietät

Für diese Seite soll den Definitionen von Pietät eine neue hinzu gefügt werden: Pietät, das ist der auch der Mut, Schweigen auszuhalten und Schweigen zu brechen. Ehrlich zu sein, aufzurütteln. Den Takt in den Wind zu schreiben und den Mantel der Unnahbarkeit, den die Trauer allzu oft webt, zu durchbrechen. Hinzuhören. Da zu sein. Den Finger auf die Wunde zu legen, damit sie schmerzen kann. Den Mut, Trauer anzunehmen. Und die Liebe, mit ihr zu leben.

Über den Tod hinaus sind unsere Toten ein Teil unseres Lebens – und unsere Trauer um sie ein Teil unseres Selbst. Lachen zu dürfen. Fluchen zu dürfen. Sich erinnern zu dürfen, im Guten wie im Schlechten. Einfach weinen zu dürfen – aus Trauer, aus Wut, aus Hilflosigkeit – auch nach Monaten noch, nach Jahren. Sich nicht verstecken zu müssen in seinem Schmerz. Sich nicht verstellen zu müssen in seiner Not, nicht Ausgestoßen zu sein, weil man etwas verloren hat. Nicht sprachlos zu sein und nicht sprachlos zu werden. Die Lebenden mit ihren Toten zu lieben und anzunehmen – sie zu behandeln wie das, was sie sind: Menschen mit einer Vergangenheit und einer Zukunft.
Das ist Pietät.